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Alan Bennett: Die souveräne Leserin

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„Die souveräne Leserin“ von Alan Bennett streichelt die literarische Seele und besticht als Ausgabe vom Wagenbach Verlag mit einem roten Stoffeinband durch eine gelungene Optik und Haptik. In meinem Bücherregal gehört Alan Bennetts Werk zu den schönsten Ausgaben überhaupt, ein Buch, das sich rundherum wundervoll anfühlt, innen wie außen.

Die Geschichte handelt davon, wie sich die Queen zu einer späten, aber umso begeisterteren Literaturliebhaberin entwickelt. Als sie eines Tages ihren Corgies zu einem Bücherbus folgt, entleiht sie von dem dort tätigen Norman ein Buch. Mehr aus Höflichkeit, doch als sie Norman bei der Rückgabe des Buches erneut begegnet, engagiert sie ihn als Sekretär, also eigentlich Bücherlieferanten und persönlichen Buchtippgeber.

Der Hofstaat ist „not amused“, insbesondere da sie alle mit ihrem neu entdeckten Leseeifer nervt und andere zu ihren Lesegewohnheiten befragt, und damit auch das eine oder andere Mal in peinliche Situationen bringt. Gern verdrückt sie sich auch bisweilen, um ein gutes Buch in Ruhe zu lesen … und ist dann für ihren Privatsekretär und Co. nicht auffindbar. Außerdem sitzt sie bisweilen in ihrer Kutsche, während sie winkt und liest. Gleichzeitig. Es ist wirklich ein Heidenspaß, die Queen dabei zu begleiten.

Eines Tages wird Norman vom Privatsekretär mit einem Trick aus der Nähe der Queen entfernt … doch das ändert nichts an ihrer unbändigen Neugier und Lesefreude. Und so dürfen wir die Queen weiterhin dabei beobachten, wie sie vor unseren lesenden Augen das Lesen – und später auch das Schreiben – für sich entdeckt.

Die humorvolle, kluge Sprache macht „Die souveräne Leserin“ zu einem aberwitzigen und funkelnden Vergnügen und erfüllt die Faszination von Literatur mit Leben. Ein Stück Literatur über die Literatur. Schöner ließe sich kaum Lust aufs Lesen machen. Und ja, ich weiß, es ist keine Autobiografie und die Queen im Buch ist fiktiv, naja, also die Geschichte rund um die Queen ist fiktiv, aber Alan Bennett gelingt es, die Monarchie ein Stück menschlicher erscheinen zu lassen und erweckt – zumindest bei mir – Sympathien. Ein großartiges Buch und ein ganz besonderes Geschenk für Literaturliebhaber.

Lieblingssatz:
„Im hohen Norden warteten die wenigen Eisbären, die sich auftrieben ließen, lange auf Ihre Majestät, und als die sich nicht blicken ließ, machten sie sich auf einer vielversprechenden Scholle davon.“

Alan Bennett, Die souveräne Leserin, S. 64

Eckdaten:
Alan Bennett
Die souveräne Leserin
Übersetzt von Ingo Herzke
Wagenbach Verlag
August 2008
ISBN: 978-3-803-11254-5

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