Alle Artikel in: Gedachtes

Schnell. Schneller. Stop.

Alles muss immer schneller gehen. Projekte müssen schneller abgeschlossen, Internetverbindungen schneller aufgebaut, Einkäufe schneller geliefert werden. Nicht umsonst boomt die App Gorillas mit dem Versprechen, Lebensmittel innerhalb weniger Minuten zu liefern. (Und das obwohl immer mehr Mitarbeiter*innen von unzumutbaren Zuständen berichten, nur einer der Gründe, warum ich diesen Irrsinn boykottiere.) Gleichzeitig laufen Meditations-Apps heiß – wahrscheinlich auch auf den Smartphones der begeisterten Gorillas-Kund*innen. Verrückte Welt. Wäre es nicht schön, wenn wir bewusster konsumieren würden, damit andere bewusster arbeiten können? Ich jedenfalls tue es. Schließlich will ich das auch für mich. Ich möchte meinen Kund*innen nicht überhastet Texte schicken müssen, die mich nachts nicht schlafen lassen. Und genau deswegen nehme ich Abstand von den Gorillas dieser Welt. Ein Bewusstsein für gute, wertschätzende Arbeit ist mir tausendmal wichtiger, als Parmesan für meine Spaghetti. Da tut es auch ein Schwupps Pesto.

Ich habe (k)einen Traum

Im Zeitmagazin haben mich die Fotos der Serie „Ich habe einen Traum“, ihr kennt sie vielleicht, immer ganz besonders fasziniert. Mit geschlossenen Augen meinen Gedanken nachhängen kann auch ich gut. Sehr gut sogar. (Allerdings ohne Starfotograf*in im Gepäck.) Auch ich hatte einen Traum. Von einem Leben als Buchhändlerin. Ich sah mich anderen Menschen Bücher empfehlen, zwischen den Gängen meiner Buchhandlung entlanggehen, Lesungen organisieren – und habe dafür sogar einen Fernlehrgang rund um den Buchhandel beim mediacampus Frankfurt absolviert (die beste Entscheidung überhaupt) und als Aushilfe in meinem Lieblingsbuchladen gearbeitet (die perfekte Ergänzung zu meinem Freelancer*innenleben). Doch irgendwann platzte dieser Traum, erschien mir das Leben als Buchhändlerin gar nicht mehr so traumhaft. Denn: Etwas tatsächlich Machen bedeutet nicht unbedingt, dass ein Traum Wirklichkeit wird. Manchmal lösen sich dadurch jahrzehntelanges Sinnieren (und ja, auch Fantasieren) in Luft auf – und es zeigt sich, dass Träume zu einem selbst vielleicht doch nicht so gut passen wie gedacht. Es ist wie Marie Forleo in ihrem Podcast kürzlich sagte: „Clarity comes from engagement not thought.“ Man muss Dinge tun, um …

Perfekt

Ich sehe mich fotografieren, zeichnen, sticken, schreiben.Doch laufe ich mit der Kamera durch die Straßen und traue mich nicht zu fotografieren. Doch nehme ich an einem Sketchnoting-Workshop teil und mache danach keinen Strich. Doch gehe ich zum Stickkurs und lasse das angefangene Bild unvollendet im Schrank. Doch sammle ich Notizbücher und schreibe keine Worte hinein. Weil das alles nicht perfekt ist. Weil ich nicht perfekt bin.