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Jón Kalman Stefánsson: Sommerlicht, und dann kommt die Nacht

Wie wohl so viele fasziniert auch mich Island. Bisher habe ich jedoch noch keinen Fuß auf die Insel gesetzt – und mit Blick auf den alljährlichen, für mich wenig attraktiven Besucher:innenansturm (okay, außer jetzt zu Coronazeiten) bleibt das sicher auch noch eine ganze Weile so. Wie gut, dass ich mich gedanklich ganz easy in dieses faszinierende Land beamen kann, einfach Jón Kalman Stefánsson lesen und Helgi Jonsson lauschen.

Ihr wollt auch ein bisschen in Gedanken reisen? Nichts einfacher als das.

Als einer der wohl bekanntesten Schriftsteller:innen Islands hat Jón Kalman Stefánsson so einiges an Literatur für uns in petto. Mit seinen Büchern hat er so manche Preise abgeräumt. Meine Freundin aus Dänemark – als Nordlicht und Bibliothekarin muss sie wissen, was gut ist – empfahl mir „Sommerlicht, und dann kommt die Nacht“ von ihm zu lesen. In diesem Roman entführt uns Jón Kalman Stefánsson in ein kleines isländisches Dorf und das Leben der Bewohner:innen. Er erzählt ihre Geschichten, die bisweilen skurril, dramatisch oder mystisch daherkommen. Einige Leser:innen finden, dass die Menschen von ihm nicht immer vorteilhaft beschrieben werden, aber ganz ehrlich: Ich mag die mitunter leicht verschrobenen Charaktere. Sie sind wie das Leben auch – verrückt, normal, glückselig, unglücklich.

Noch ein wichtiger Hinweis, falls ihr Bücher wie auch ich oft wegen des Titels kauft: Der Buchtitel trifft den Inhalt nicht, übrigens auch nicht auf Isländisch („Sumarljós og svo kemur nóttin“), aber dafür das Gefühl, das das Lesen hinterlässt.

Für das musikalische Island-Gefühl empfehle ich Helgi Jonsson. Rau, kraftvoll, und auch ein bissl ungemütlich, so jedenfalls empfinde ich seine Musik. Ideal für einen Nachmittag bei Kerzenlicht/Kaffee/Kuchen und Regen/Schnee/Sturm auf der Couch. Wie viele andere isländische Künstler:innen kann man auch ihn einfach auf Spotify und Co. streamen. Und wenn wieder möglich, geht unbedingt in eines seiner Konzerte. Da er eine starke Verbindung zum deutschsprachigen Raum hat, u. a. durch seine Engagements in Berlin und Wien, war er in der Vergangenheit oft in Deutschland zu Gast. Und das dürfte bald wieder der Fall sein, denn meine Hoffnung ist, dass er aktuell im eingeschneiten Island an neuen Songs schreibt.

Doch jetzt reisen wir erst einmal im Kopf, also, Buch auf und Musik ab.

Lieblingssatz:
„Doch was die Nacht verdeckt, bringt der Tag ans Licht.“

Jón Kalman Stefánsson, Sommerlicht, und dann kommt die Nacht, S. 245.

Eckdaten:
Jón Kalman Stefánsson
Sommerlicht, und dann kommt die Nacht
Übersetzt von Karl-Ludwig Wetzig
Piper Verlag
April 2013
311 Seiten
ISBN: 9783492302289
12,00 Euro

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Quelle: Helgi Jonsson / Spotify

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