Freelancing, Gedachtes, Gelesenes
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Judith Holofernes: Die Träume anderer Leute

Die Singer-Songwriterin und Autorin Judith Holofernes, lange bekannt als Leadsängerin von Wir sind Helden, hat ein Buch geschrieben, das kreative Menschen ganz oben auf ihre Leseliste setzen sollten: Die Träume anderer Leute.

Biografien bzw. Autobiografien haben mich bisher nicht hinterm Ofen hervorgelockt, aber diese Autobiografie hat mich umgehauen. Wow. Was für ein Buch. Für meine kreative Seele gab es in Die Träume anderer Leute von Judith Holofernes so viele Zeilen, bei denen ich nicken, schlucken, innehalten musste.

Judith Holofernes und ihr Empowerment für Kreative

Sobald ich mit dem Lesen angefangen hatte, ließen mich die Seiten nicht mehr los. Seite um Seite las ich mich durchs Buch. Bei diesen Worten jedoch musste ich spontan aufspringen und Post-its holen:

„Leute, die Kunst machen, haben ein spezielles Verhältnis zur Angst. Angst ist gemeinhin ein Warnsignal, dem man Aufmerksamkeit schenken sollte. Aber Angst ist auch, oft genug, der Künstlerin Nemesis, die mit allen Tricks versucht, sie von der Berufsausübung abzuhalten. Eine Blockade, die es gilt, tollkühn zu überwinden.“

Judith Holofernes, Die Träume anderer Leute, S. 115

Yes, yes, und nochmal yes, und als Leser*in dieses Blogs ahnst du, warum es für mich bei diesem Zitat kein Halten gab. Ich kenne diese Angst nur zu gut. Meine Zweifel im Dialog erzählen regelmäßig von solchen Ängsten, die Episode „Abgeben“ etwa ist ein Paradebeispiel: Die Angst, einen Text abzugeben, der nicht perfekt ist. Tja, wenn ich dieser Angst jedes einzelne Mal nachgeben würde, könnte ich tatsächlich meinen Freelancer-Job an den Nagel hängen. Aber perfekt gibt es nicht. Das habe ich mittlerweile verstanden und lasse immer mehr (und schneller) los.

Ein anderes Zitat, bei dem ich mich sehr gesehen gefühlt habe, war dieses:

„Ich war nie das, was man ein natural nennt. (…) Ich liebe, liebe, liebe es, zu singen. Aber ich musste immer um meine Stimme kämpfen.“

Judith Holofernes, Die Träume anderer Leute, S. 302

Man müsste nur „singen“ durch „schreiben“ ersetzen, schon könnten diese Sätze von mir stammen. Lange dachte ich, dass ich deswegen keine gute Texterin sei. Quatsch. Ich bin einfach richtig gut darin, einen ersten Entwurf, der bei den meisten nicht publizierbar ist, zu einem guten Text zu machen. Nicht mehr, nicht weniger. Nur weil ich meine Texte nicht in einem Rutsch herunterschreibe und wegschicke (das war tatsächlich lange Zeit der Anspruch in meinem Kopf), macht mich das nicht zu einer schlechten Texterin. Von Judith Holofernes zu lesen, dass auch sie an ihrem kreativen Ausdruck arbeiten muss, hat mir Peace of Mind gegeben. Vielleicht ja auch dir.

Die Träume anderer Leute: Songtext oder Buch?

Judith Holofernes‘ Die Träume anderer Leute liest sich, als würde sie unzählige Songtexte aneinanderreihen. Dadurch fühlt sich die Lektüre wie eine inspirierende Reise durch die deutsche Sprache an. Wie nebenbei kitzelt Judith Holofernes die kleinen und großen Gefühle bei den Leser*innen hervor. Was habe ich mitgelitten, als ihre Ideen für ihr neues Album von anderen torpediert wurden, was habe ich mich gefreut, als es für sie nach Südafrika ging, was habe ich gestaunt, als die schwitzige Euphorie vom Kassa, einem Club in meiner Unistadt Jena, zur Sprache kam.

Einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen hat ihre Zeit auf den Färöer Inseln, die sie mit einem meiner musikalischen Favoriten, nämlich Teitur, verbracht hat. Als ich seinen Namen im Buch entdeckte, hüpfte mein Herz ganz kurz. Dann dachte ich: Wie konnte mir die Zusammenarbeit dieser zwei wunderbaren Künstler*innen entgehen? Ich glaube, so könnte es dir beim Lesen auch gehen: Du wirst dich fragen, hä, wann sind denn all diese Dinge bei ihr passiert, und dann denken, wow, krass, was für eine Frau.

Deshalb empfehle ich Die Träume anderer Leute für Kreative:

Ich bin zutiefst beeindruckt von ihrer Ehrlichkeit, ihrer Stärke, ihrem Weg – und ich bin fest davon überzeugt, dass es dir ganz ähnlich gehen wird. Vor allem aber glaube ich, dass du viele Gedankenanstöße mitnehmen, neuen Mut für Projekte fassen und Dinge neu genießen kannst – für ein entspanntes, kreatives Freelanceleben.

Die wichtigsten Buchinfos:

Judith Holofernes
Die Träume anderer Leute
416 Seiten
2022
Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 9783462003673
Preis: 24 Euro

PS:

Was natürlich bei einem Blogpost über Judith Holofernes nicht fehlen darf, ist ein Musiktipp. Ich mag den Schwung und die Gedanken all ihrer Lieder, aber Charlotte Atlas vom Album Ich bin das Chaos hat es mir besonders angetan.

Allein die Liedzeilen:
Lotte, lass das schwere Ding doch fallen!
Lass sie scheppernd gegen Mars und Venus knallen!
Wir spiel’n Boccia mit Planeten.
Lotte, guck‘ nicht so betreten.

Love it!

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„Charlotte Atlas“ (Album: „Ich bin das Chaos“) auf YouTube

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