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Pia Solèr: Die Weite fühlen

Ein ganz wunderbares kleines Buch ist „Die Weite fühlen. Aufzeichnungen einer Hirtin“, auf das ich in Lübeck bei der Messe für unabhängige Verlage „Die Buchmacher“ aufmerksam geworden bin. Es ist aus dem Jahr 2011, aber wunderbar zeitlos. Geschrieben wurde es von Pia Solèr, einer waschechten Hirtin aus der Schweiz, herausgegeben von dem kleinen, feinen Verlag weissbooks.w mit Sitz in Frankfurt/Main.

Das Wort „authentisch“ wird heutzutage fast schon inflationär verwendet, aber hier trifft es zu. Pia Solèr berichtet unverstellt und schnörkellos über ihr Leben auf der Alp. Mit Ziegen und Schafen. Und Hütehunden. Sie zeichnet ihre Gedanken auf, ihre Erlebnisse, ihre Erkenntnisse. Ohne viel Getue. Ohne hippe Begriffe wie „Achtsamkeit“. In den Schilderungen jedoch geht es eigentlich genau darum. Im Moment zu sein. Eins mit der Natur zu sein. Auf sich selbst (und die Umwelt) zu achten. Wie genau das ausschauen kann, spürt man sehr deutlich, wenn sie über ihre Tage auf der Alp schreibt, über Ziegen, die sich in den Felsen verstiegen haben, über Abende beim Ältesten in der Stube.

Das Buch liest sich nicht wie ein Roman, sondern eher wie ein Bericht, der mit kleinen Weisheiten gespickt ist. Aufzeichnungen eben. Man muss sich darauf einlassen, aber wenn man das tut, ist dieses kleine Buch ein Seelenschmeichler, ein beglückender Blick in die Schönheit des Seins.

Lieblingssatz:

„Die Eiszapfen glitzern im Morgenlicht, die Kälte ist eingebrochen.“

Pia Solèr, Die Weite fühlen, S. 44

Eckdaten:
Pia Solèr
Die Weite fühlen. Aufzeichnungen einer Hirtin
weissbooks.w
2011
123 Seiten
ISBN: 978-3-86337-035-0
12,99 Euro

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