Freelancing
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Freelancing: Das hätte ich gerne vorher gewusst

Freelancer*innen wissen was sie tun, sie zweifeln nie an ihrem Können, sie sind selbstbewusst. I wish. Sicherlich gibt es Eigenschaften, die für eine Selbstständigkeit vorteilhaft sind, die das Freelancer*innenleben einfacher machen. Doch selbst wenn du diese nicht hast: Du kannst trotzdem als Freelancer*in unterwegs sein. Und so sein wie du bist. Jede*r Auftraggeber*in braucht etwas anderes, und vielleicht ja gerade in diesem Augenblick dich. Um ein bisschen Mut zu machen, habe ich einmal die Fragen beantwortet, die ich mir selbst vor meiner Freelancerei gestellt habe – denn möglicherweise fehlst genau du mit deinen Talenten noch in der Freelancewelt. Ja, du, genau du.

Muss ich selbstbewusst sein, um zu freelancen?

Ganz ehrlich: Es hilft, ganz bestimmt sogar, aber wenn das ein Ausschlusskriterium wäre, wäre ich nicht seit Jahren als Freelancerin unterwegs. Wie so viele andere auch, zweifle ich bisweilen an meinem Können, hadere ich mit meiner Arbeit. Meine Zweifel im Dialog sprechen Bände. Mittlerweile glaube ich, dass mich das sogar zu einer besseren Freelancerin macht, weil ich die Texte für meine Kund*innen intensiver durchdenke, sie hinterfrage, manchmal mehrfach.

Muss ich extrovertiert sein, um als Freelancer*in tätig zu sein?

Absolut nicht. Introvertierte Menschen haben so viele Stärken, die für die Selbstständigkeit nahezu ideal sind. Wir Introvertierten sind oft gute Zuhörer*innen, können uns gut in andere hineinversetzen, gehen in die Tiefe. Wenn ich einen Tipp geben darf: Im Podcast Still & Stark geben Melina und Timon immer wieder tollen Input rund um Introvertiertheit. Und auch das Buch „Still“ von Susan Cain ist äußerst lesenswerte Pflichtlektüre.

Muss ich verhandeln können, um Freelancer*in zu sein?

Nicht unbedingt sofort, aber du solltest dich von Beginn an nicht unter Wert verkaufen. Diese Spirale lässt sich später nur schwer durchbrechen. Denn wenn sich erst einmal herumgesprochen hat, dass du für wesentlich weniger Honorar als andere arbeitest, kommst du da schwer wieder heraus. Das gilt auch für Textaufträge für 3 Cent pro Wort. Damit machst du es dir und der Branche schwer. Und verhandeln kann man übrigens lernen. Nach einer Weile wirst du selbst merken, dass es das Freelancer*innenleben noch schöner macht. Ehrlich.

Muss ich jeden Auftrag annehmen in meiner Freelancerei?

Absolut nicht. Auch wenn man manchmal nicht das Gefühl hat, kann man Aufträge ablehnen. Man kann. Und man sollte. Nämlich immer dann, wenn Aufträge nicht zu den eigenen Werten passen, das Honorar deutlich zu niedrig ist, die Anfrage viel zu kurzfristig. Das macht das Freelancer*innenleben schön und anstrengend zugleich. Dass du selbst entscheiden kannst, was gut für dich und dein Business ist.

Muss ich immer alles wissen als Freelancer*in?

Ach, keine*r weiß immer alles, aber es hilft, wenn man um Hilfe bitten und sie annehmen kann. Denn wenn man als Einzelkämpfer*in unterwegs ist, tun sich immer wieder Fragen auf, sei es zu Versicherungen, Verträgen oder Steuern. In diesem Fall sollte man sich Unterstützung holen. Es gibt Expert*innen für all diese Themen, und das entspannt ungemein. Genauso wie ein Netzwerk, das mit Rat und Tat zur Seite steht.

Muss ich mir Sorgen machen, wenn es mal nicht gut läuft?

Nö. Die Phasen gibt es immer wieder. Vorzugsweise zu Beginn eines neuen Jahres. Dann telefoniere ich gerne mit meinen Freelance-Freundinnen und wir beruhigen uns gegenseitig. Mal schwankt es mehr, mal weniger. Mal gar nicht. Manchmal muss man es einfach aushalten, meistens kann man aber auch aktiv etwas tun. Sei es alte Kontakte aufleben lassen, frühere Kund*innen ansprechen, eine Weiterbildung machen. Oft ist es eine Mischung aus Tatkraft und Geduld. Generell zwei gute Eigenschaften fürs Freelancer*innendasein. Was auch hilft: Ein Notgroschen, der den Namen verdient hat.

Ist Freelancing für mich das Richtige?

Das kann ich dir leider nicht beantworten. Ich kann nur so viel sagen: Wenn mich jemand vor acht Jahren gefragt hätte, ob ich mich nicht selbstständig machen will, dann hätte ich laut NEIN geschrien. Und heute? Kann ich mir nichts anderes vorstellen, ist es perfekt für mich. Und das zeigt mal wieder: Es lohnt sich, mutig zu sein.

2 Kommentare

  1. Zur Frage „Muss ich jeden Auftrag annehmen als Freelancer?“ nur soviel: Ich bin selber Freelancer und war anfangs froh um jeden Auftrag. Denn es ist primär wichtig, dass mal Geld reinkommt, um die Fixkosten zu decken. Nachher bin ich einig, kann man auch mal Freelancer Aufträge ablehnen – aus welchen Gründen auch immer.

    • Vielen Dank für deinen Kommentar! Das stimme ich dir absolut zu. An dieser Stelle ging es mir darum, Mut zu machen, auch mal Nein zu Aufträgen zu sagen, weil ich einige erlebe, die sich damit wirklich schwer tun, obwohl die Aufträge arg (!) unterbezahlt sind oder keine Kommunikation auf Augenhöhe herrscht. Aber wenn man am Anfang steht oder die wirtschaftliche Situation es verlangt, dann gilt es Ja zu sagen. Absolut richtig. Das habe ich auch besonders am Anfang so gehandhabt. Mittlerweile glaube ich fest an den Grundsatz: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere. Zumindest war das meine Erfahrung in den letzten Jahren. Und ich wünsche mir auch sehr, dass sich das weiter als korrekt erweist, da sich die Freelancerei für mich so gut anfühlt – mit all ihren Höhen und Tiefen.

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