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Patry Francis: Die Schatten von Race Point

Mein Herz schlägt laut und heftig für den mare Verlag. Vielleicht, weil der Verlag in Hamburg sitzt. Vielleicht, weil er einfach besondere Bücher macht. Vielleicht auch, weil alle Bücher bei mare auf die eine oder andere Art eine Verbindung zum Meer haben, denn so passt mare herrlich zu meinem Motto: Ein Leben ohne Meer ist möglich, aber sinnlos.

In letzter Zeit hat es mir von mare ganz besonders „Die Schatten von Race Point“ aus dem Herbstprogramm angetan. In diesem Roman erzählt die Autorin Patry Francis die Geschichte von Hallie Costa und Gus Silva, die wild, gefühlvoll und einfach anders ist.

Die Geschichte führt in die amerikanische Kleinstadt Provincetown auf Cape Cod, einer Idylle, wie sie im Buche steht. Als Vater von Hallie wird Nick Costa vorgestellt, der allseits beliebte Hausarzt mit feinem psychologischen Gespür; die Mutter Liz  hingegen ist so früh verstorben, dass Hallie keinerlei Erinnerung an sie hat. Hallie hat ein schönes, geregeltes Leben in der kleinen, heilen Welt von Cape Cod. So scheint es.  Doch dann wird Mrs. Silva umgebracht. Von ihrem Mann. Codfish.  So verliert Gus nicht nur seine Mutter, sondern auch seinen Vater. Dieses traumatische Ereignis gipfelt darin, dass Gus sich von der Außenwelt abschottet. Erst Hallie findet mit Charles Dickens einen Zugang zu ihm. So beginnt die gemeinsame Geschichte von Hallie und Gus.

Relativ schnell wird klar, dass die beiden durch eine ganz besondere Anziehungskraft miteinander verbunden sind, eine Verbindung, die nicht ganz unkompliziert ist, aber im Dreiergespann mit Neil Gallagher gehen sie durch dick und dünn. So vergeht die Zeit. Im Teenageralter werden Hallie und Gus dann – wie soll es auch anders sein – ein Liebespaar. Nichts kann sie trennen – bis zu einem schicksalhaften Abend an der Küste von Cape Cod.

Nach diesem Abend beschließt Gus fortzugehen und Priester zu werden. Für Hallie bricht eine Welt zusammen, doch alle Versuche, ihn aufzuhalten, scheitern. Doch auch wenn Hallie und Gus danach getrennte Wege gehen, sie ihre eigenen Leben leben, die Verbindung zwischen den beiden hält an. Jahre später wird Gus wegen Mordes angeklagt und die Schatten der Vergangenheit holen sie ein …

Den 592-seitigen Roman möchte ich allen ans Herz legen, die vollkommen in eine Geschichte abtauchen möchten, die emotional, aber nicht kitschig ist, ein Leseerlebnis suchen, das einfach alles bietet, denn: Aus einer Geschichte rund um Freundschaft, Familie und Liebe entspinnt sich eine rasante Kriminalgeschichte – und Patry Francis führt uns hinab in menschliche Abgründe.

Ich habe „Die Schatten von Race Point“ nur kurz aus der Hand gelegt, um mir zu später Stunde einen Kaffee zu kochen. Es war eine seeeehr lange Lesenacht, die mich allerdings mit großem Leseglück belohnt hat – und ich war wirklich untröstlich, als ich Hallie und Gus ziehen lassen musste.

Mit diesem Buch einen Tag im Strandkorb am Meer verbringen. Besser geht’s nicht.

Lieblingssatz:
„Den Rest musst du selber lesen“, sagte sie.

Patry Francis, Die Schatten von Race Point, S. 46

Eckdaten:
Patry Francis
Die Schatten von Race Point
Übersetzt von Claudia Feldmann
mare
2015
ISBN: 978-3-86648-226-5
10 Euro

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